Schulungen von und mit Jens Seiler
Prozess-orienterte Seminar-Organisation
Weitere Angebote
Referenzen im Schulungsbereich
Firmen-Kunden
AOK-Bayern === Berlin Capital Club === Berlin City Stiftung === Riegelein Confiserie === TUI Infotec === ZG Raiffeisen ...
CEO-Coaching
Führungskräfte-Seminar bei Biotronik, Schweiz === Einzel-Coaching der Geschäftsführer der Messe AG Frankfurt/Main
Messen
Keynote-Vorträge auf den Buchmessen Frankfurt/Main und Leipzig === Leipzig liest
Auslands-Engagements
Schulungen im Club Aldiana in Andalusien === Seminare auf der MS Westerham Richtung Südafrika
"Jens Seiler hat dieses Jahr gleich zweimal sein Gedächtnis-Seminar "Gedächtnistraining" im Rahmen unserer Freizeitakademie für Mitarbeiter unseres Hauses durchgeführt. Jens Seiler vermittelte Techniken, mit deren Hilfe unsere Mitarbeiter Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit erhöhen können.
Jens Seiler sorgt durch seine sympathische und herzliche Art für eine gelöste und heitere Atmosphäre, in der den Teilnehmern auch zu späterer Stunde das Lernen leicht gemacht wird. Seine äußerst beeindruckenden Gedächtnisleistungen überzeugen auch skeptische Teilnehmer davon, dass die vorgestellten Gedächtnistechniken tatsächlich funktionieren. Durch diese Vorbildwirkung gelingt es Jens Seiler die Teilnehmer zu begeistern und zum erfolgreichen Anwenden seiner Gedächtnistechniken zu animieren.
Unsere Mitarbeiter sind alle sehr von Jens Seiler und seinem Seminar angetan, sodass wir ihn jederzeit gerne weiterempfehlen können."
Volksbank Pforzheim
Pressespiegel - Auswahl
Der Gedächtniskünstler Jens der Denker kann ein 30-bändiges Konversationslexikon auswendig, lernt spielend Russisch und Chinesisch – unter anderem. Jens Seiler - so sein bürgerlicher Name - benutzt besondere Methoden zum Gedächtnistraining.
Hier verrät er seine Tricks
8510582512.4512031833.1123322026.
2158843814.2021638182.8152414931.
8342112814.91 – wie lange braucht ein Mensch, um sich diese oder eine andere beliebige 72-stellige Zahl zu merken? Ungeübte schaffen es nie, Geübte brauchen 60 Sekunden. Ein ganz Geübter braucht drei bis vier Sekunden: Jens Seiler (36), Deutschlands Denker.
Mehrere Weltrekorde hat er in der Gedächtniskunst und im Schnellrechnen aufgestellt, das „Guinness-Buch der Rekorde“ führte ihn. Im Fernsehen wurde er unter anderem bei „Wetten, dass . . .“ einem staunenden Publikum vorgeführt. Er verblüffte mit seiner eigenen Show Bundeskanzler, Ministerpräsidenten und Prominenz vom konsternierten Hilmar Kopper bis zu Arabella Kiesbauer – die er tatsächlich sprachlos machte.
Alles Show? „Nein. Das ist in Wirklichkeit ganz einfach“, sagt er und lächelt. „Man muss nur die Grundlagen der Mnemotechnik beherrschen.“
Das griechische Mnemos (Erinnerung) dient als Sammelbegriff für mehrere historische Denk- und Lerntechniken, deren Ursprung etwa im Jahr 500 v. Chr. liegen. „Die Mnemotechnik ermöglicht, sich Unmengen von Informationen schnell und dauerhaft anzueignen. Eine Art Gebrauchsanleitung für Gehirnarbeit“, sagt Seiler. „Dabei wird das Lernmaterial derart umfunktioniert, dass das Lernen plötzlich Spaß macht. Das ist es!“
Der gebürtige Niedersachse verbrachte den größten Teil seiner Jugend im Krankenhaus. Er war mit Füßen geboren worden, die nach hinten zeigten. Sie wurden wieder und wieder gebrochen und so gerichtet. Heute kann er weite Strecken zurücklegen, sein Lieblingshobby ist das Wandern.
Bis zum 16. Lebensjahr sah er keine Schule von innen, erhielt Privatunterricht, übersprang eine Klasse und absolvierte eine Ausbildung zum Parlamentsstenografen. Bis 1993 arbeitete er im Stuttgarter Landtag, dann rutschte er in die Kleinkunst ab, gab zum Entsetzen seiner Familie seinen Beamtenstatus auf und wurde Jens, der Denker.
„Als Kind habe ich viel gelesen und mich für Geographie interessiert“, sagt Seiler. „Vielleicht weil ich nicht reisen konnte.“ Ein Freund schenkte ihm ein Buch über Alaska. Es war voller Zahlen und Fakten, die er sich innerhalb kürzester Zeit einprägte. So war das auch beim Sprachenlernen: Ratzfatz, und er beherrschte Englisch, Französisch, Spanisch, später auch Russisch. Seinen Eltern war diese rasante Spezialisierung unheimlich, aber dem Sohn fiel weiter alles zu. Gerade war er zum ersten Mal in China, vorher eignete er sich einen Basiswortschatz an. „Mein Führer sprach Deutsch, und ich habe ihm auf Chinesisch geantwortet. Das war toll!“ Jens Seiler verrät sein Geheimnis: „Meine Begabung hat viel mit Motivation zu tun. Das heißt üben, üben, üben. Ich lerne, solange ich wach bin.“
Als Kleinkünstler hatte sich Seiler aufs Zaubern verlegt, begriff aber schnell, dass er in eine Sackgasse geraten war. Heute zaubert er nur noch für Sohn Sinan (1), Tochter Chiara (4) und seine Partnerin Eike. Er besann sich auf seine Stärke, das Denken, und kreierte „Die Show der Gedächtniskunst“, mit der er im deutschsprachigen Raum tourt. Ob in der Frankfurter Alten Oper, beim Presseball, bei der Tagung der Nobelpreisträger oder dem Vorstand der Deutschen Postgewerkschaft – Jens Seiler macht sie alle platt. Jemand will etwas wissen aus dem Inhalt eines Konversationslexikons? Ein Stichwort genügt und Seiler rattert los. Er kennt alle 24 Bände auswendig. Ein Telefonbuch dechiffriert er in Sekunden. Kopfrechnen geht bei ihm schneller als Addieren und Multiplizieren mit dem Taschenrechner. Den Inhalt einer Tageszeitung gibt er nach zweimaligem Durchblättern wieder – wortwörtlich. Bei Spielkarten dagegen ist er noch nicht zufrieden: Um sich ein 52-blättriges gemischten Kartenspiel in der richtigen Reihenfolge zu merken, benötigt er ungefähr 90 Sekunden. „Kein guter Schnitt, der Weltrekord liegt bei 34 Sekunden!“, stöhnt er. Privat braucht er weder Kalender, Adressbuch, Kurzwahlspeicher oder Einkaufsliste. Jens Seiler hat alles auf Abruf im Kopf.
„Meine Technik besteht darin, dass ich abstrakte Informationen in feste Bilder umwandle und diese nach Bedarf zuordne“, sagt er. „Lernen ist nichts anderes als Verknüpfen. Wir nutzen vielleicht zehn Prozent unserer Hirnfähigkeit, die meisten wissen nicht, welche Reserven sie haben.“ Sie freizusetzen hat mit Fantasie, vor allem mit Bildern zu tun. „Auch Dichter arbeiten mit Metaphern. Wenn ich Banker vor mir habe, sage ich denen immer: Die Acht ist nicht Ihre Acht. Acht heißt Achterbahn fahren. Kinder verstehen das sofort, sie besitzen noch genug Grundfantasie.“
Seilers liebste Mnemotechnik ist, aus Zahlen Wörter zu bilden. „Bei der Neun an die neun Monde zu denken ist einfach. Doch fällt Ihnen eine Verknüpfung zur Zahl 67 oder 93 ein? Mir auch nicht!“ Deshalb setzt er für die Ziffern Buchstaben ein, die er dann wiederum in Wörter umwandelt.
Die 0 sieht wie ein O aus, also verbindet er sie mit dem Ausdruck „k. o“. 1 kann nur T oder L sein, denn beide Buchstaben haben jeweils einen Strich. 2 ist N oder V, beide je zwei Striche. 3: M oder W, beide je drei Striche. 4 kann nur R sein, ist es doch das einzige Zahlwort, das mit einem R endet. 5 ist S oder SCH – die 5 sieht wie das S aus, und der SCH-Laut ist dem S ähnlich. 6: B oder P, das P erinnert an eine auf den Kopf gestellte 6, der Buchstabe B ist dem P sehr ähnlich. 7 ist F, denn das F erinnert an eine spiegelverkehrte 7. 8 ist H und CH, denn dem Denker fällt hier die Redewendung „Hab Acht“ ein. 9 ist G, die Ziffer sieht aus wie das klein geschriebene g. „Das ist aber nur eine Möglichkeit, sich ein System zuzulegen“, fasst er zusammen.
Das Verwörtern der Zahlen ist dann reine Logik. Hat man die Konsonanten, lassen sich die Vokale dazu leicht finden. 452 heißt „Arsen“, „Reisen“ oder „Rosine“ (4 = r, 5 = s, 2 = n). Mit der Sprachhilfe kann man sich die Zahl besser merken. 6492 lässt sich unter „bergen“ im Gehirn deponieren (6 = b, 4 = r, 9 = g, 2 = n).
Für die Zahlen 21 bis 99 hat sich Seiler auf fixe Bilder festgelegt. Der Vorteil: Für zweistellige und, auf ihnen aufbauend, mehrstellige Zahlen muss er sich nicht immer erst wieder Wörter ausdenken. Aus Bildern werden
Bildgeschichten, immer vom selben Wort ausgehend und so lang wie die Zahlenfolgen. Der 22 ist der Begriff „Nonne“ zugeordnet, die 40 steht für „Rock“, die 59 für „Segel“. 224059 „heißt“ also „Nonnenrocksegel“. Mit dieser Merkmethode knackt Seiler in Zehntelsekundenschnelle mehrstellige Zahlencodes von elektronischen Türschlössern.
„Das Gehirn ist ein Muskel, der trainiert werden muss wie andere Muskeln, um Hochleistungen zu bringen. Das effizienteste Training ist die „Geschichtenmethode“, weil dabei die Einprägung des Stoffes mittels visueller Informationen erfolgt. „Einfach an der Geschichte entlanghangeln.“ (siehe Kasten) Statt einer Jahreszahl, völlig aus dem Zusammenhang gerissen, merkt sich der Lernende ein Bild, das außerdem durch die Einbindung in eine Geschichte in einem Kontext steht, der offen ist für Ergänzungen und Querverbindungen. So werden spezielle Wissensnetze miteinander verknüpft, daraus entsteht ein umfangreiches Allgemeinwissen. „Und dann ist der Weg zu Günter Jauch und der ersten Million geebnet“, grinst Jens, der Denker. Seiner Tochter Chiara erzählte er, eingebettet in Geschichten, von Deutschlands Nachbarstaaten. Die Geschichten kann sie noch gut nacherzählen, kennt aber auch die Länder und ihre Hauptstädte.
Doch der Denker gibt auch zu: „Denken kann zur Sucht werden.“ Seine frühere Partnerin hatte irgendwann genug davon und verließ ihn. Auch der eigene Körper setzt ihm bisweilen zu. Jens Seiler ist ein schwergewichtiger Mann. „Beim Essen kann ich mich schwer mäßigen, da kompensiere ich wohl etwas.“ Auch Deutschlands Superhirn hat nicht alle Probleme im Griff.
Die Geschichtenmethode
Diese Methode ist die wirksamste, um sich auch größere Datenmengen einzuprägen. Jede Assoziation, jede Verknüpfung zweier Begriffe wird zur Minigeschichte gemacht. Allerdings, so Jens Seiler, birgt die Geschichtenmethode auch einen großen Nachteil in sich: Jede Geschichte ist nur so stark wie ihre schwächste Assoziation. Fehlt Ihnen einmal eine Begebenheit, wie Ihre Geschichte weiterging, kommen Sie wahrscheinlich auch auf die weiter hinten platzierten Informationen nicht mehr.“
Beispiel: Hier geht es darum, sich Namen und Reihenfolge der deutschen Bundespräsidenten einzuprägen. Dazu hilft folgende Geschichte
Ich liege im Heu (Heuss) und überlege, wie ich aus den Heuballen das Lübecker Tor (Lübke) nachbauen könnte. Ich schlafe ein. Im Traum erscheinen die Heinzelmännchen (Heinemann) und helfen bauen. Als ich aufwache und sehe, dass es kein Traum ist, will ich so schnell wie möglich weg. Wie gut, dass gerade Walter Scheel hoch auf seinem gelben Wagen vorbei kommt. Ich springe auf. Wir machen an einem Brunnen Halt, in dem Sekt statt Wasser ist: Carstens SC (Carstens). Frisch gestärkt lade ich vom gelben Wagen Weizensäcke (von Weizsäcker) ab. Damit ziehe ich übers Land her (Herzog). Ganz schön raue (Rau) Sitten hier.
Gedächtniskünstler Jens Seiler: "Die Fantasie ist der Klebstoff"
Er kann sich binnen einer Minute eine 72-stellige Zahl merken und kennt die 30-bändige Brockhaus-Enzyklopädie auswendig. Am Samstag brachte Gedächtniskünstler Jens Seiler 16 hochbegabten Kindern seine Gedächtnistechnik nahe. Jens Seiler verrät hochbegabten Kindern im Science Center Experiminta sein System, mit dem er sich Zahlen besser merken kann. Foto: Menzel Foto: Holger MenzelJens Seiler verrät hochbegabten Kindern im Science Center Experiminta sein System, mit dem er sich Zahlen besser merken kann.[nbsp]
51, 78, 74, 99, 24, 27, 14, 15, 89, 67, 98, 13, 28, 55, 34 – diese Zahlenreihe haben sich 16 Kinder und Jugendliche für Jens Seiler (47) ausgedacht. Einmal gehört, soll er sie aus dem Kopf in der richtigen Reihenfolge wieder aufsagen. Keine große Anstrengung für den Gedächtniskünstler, den die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGHK) Hessen für Samstag ins Science Center Experiminta eingeladen hatte.
International bekannt ist der 47-Jährige als „Jens, der Denker“: Er kann sich binnen einer Minute eine 72-stellige Zahl merken und die 30-bändige Brockhaus-Enzyklopädie größtenteils auswendig aufsagen. So überrascht es nicht, dass er die Zahlen problemlos aufzählt – bis zur vorletzten Zahl, der 55.
Hier kann sich ausgerechnet der Gedächtsniskünstler plötzlich nicht mehr erinnern. Beim Abspeichern der Informationen hatte er mit den Kindern herumgewitzelt – und sich damit selbst sabotiert und seine Konzentration unterbrochen.
Nicht besonders talentiert
Für das hochbegabte Publikum bedeutet dieser Fehler mehr als die bloße Erkenntnis, dass Seiler kein Übermensch ist. Der Fehler macht auch deutlich, dass auch er abhängig ist von seiner Mnemotechnik (Gedächtnistraining). „Ich habe auch heute noch nicht das Gefühl, besonders talentiert zu sein. Ohne die Technik bin ich ein Dödel wie jeder andere auch“, sagt Seiler. „Ich muss mir alles immer wieder erarbeiten. Das Gehirn ist aufs Vergessen programmiert.“
Das Geheimnis, sich große Datenberge anzueignen und wieder abrufen zu können, besteht für ihn in einer einfachen Formel: „Man muss Bekanntes und Unbekanntes mit Fantasie verknüpfen. Die Fantasie ist der Klebstoff, der beides zusammenhält.“ Der Trick bestehe letztlich darin zu visualisieren, was man sich merken möchte. So werde es leichter, sich daran zu erinnern.
In einem Fernsehquiz wurde er einmal nach dem Literaturnobelpreisträger von 1958 gefragt. In seinem Kopf tauchte sofort das Bild eines Schneemanns auf. „Wie aus der Pistole geschossen“ habe er daraufhin den Schriftsteller Boris Pasternak genannt. Was der Schneemann mit Pasternak zu tun hat? Seiler verrät es den Kindern und Jugendlichen: Zunächst habe er sich die Jahreszahl vorgeknöpft und sie in sein Zahlensystem umgewandelt. Darin steht das S für die 5 – wegen der Form. Das H steht für die 8 – wegen seiner Stelle im Alphabet, Seiler fügte als „Klebstoff“ noch ein C hinzu, schon hatte er die Anfangsbuchstaben seines „SCHneemanns“. Und jeder, der schon mal einen Schneemann gebaut hat, weiß, dass es nicht einfach ist, den Kopf so zu befestigen, dass er hält. Dafür braucht es – so Seilers Eselsbrücke – „Paste im Nacken“. Das Bekannte (1958) hatte der Gedächtniskünstler mit dem Unbekannten (Pasternak) „verklebt“.
100 000 Bilder im Kopf
Wenn er sich neue Dinge merken wolle, erzählt Seiler, geht er gedanklich seine Wohnung ab, immer dieselbe Route. Die Informationen verstaut er samt der dazugehörigen Assoziationen in den Zimmern. Beim nächsten Rundgang müsse er die Erinnerungen dann nur noch aus den Zimmern holen. „Jede Zahl entspricht einem Bild. So habe ich 100 000 Bilder statt Zahlen im Kopf“, sagt der Denker: „Die Vorgehensweise hat immer Systematik.“ Diese Systematik brachte den Gedächtniskünstler und Fachbuchautor schon zu Weltrekorden im Erinnern, in diverse TV-Shows und ins Auswärtige Amt. Seine Workshops hält er überall auf der Welt. Dass er nun den Weg ins Experiminta fand, hat er den Kindern zu verdanken, die zu den Workshops der DGHK kommen. Sie wollten etwas übers Gedächtnis lernen, nachdem zuletzt der Rechenweltmeister Dr. Gerd Mittring einen Workshop gab (wir berichteten). Die DGHK versuche, hochbegabten Kindern Fähigkeiten zu vermitteln, die ihnen den Umgang mit ihrer hohen Intelligenz erleichtern und praktischen Nutzen bringen, erklärt die Vorsitzende Martina Müller-Hinz. „Viele Kinder können sich von Haus aus viel merken und kommen damit sehr weit. Wenn ihnen aber immer alles zufällt, kriegen sie oft später Probleme.“ Seiler bemerkt dazu, dass die Mnemotechnik vor allem einen großen Nutzen hat: „Steht man unter Druck, erhält man Sicherheit durchs System.“
Frankfurter Neue Presse, 30.03.2015,[nbsp]Thorben Pehlemann
Ein Gedächtnis wie ein Elefant
Merktechniken helfen bei Präsentationen und in Vorstellungsrunden. In Seminaren kann man sie lernen.
Mal ehrlich, wie viel wird von diesem Artikel, nachdem Sie ihn gelesen haben, hängen bleiben? Tagtäglich nehmen wir eine Unmenge von neuen Informationen auf. Aber wie hieß der neue Regierungschef der Ukraine nochmal? Und könnten Sie den Gesetzesentwurf für die Mietpreisbremse Ihrem Nachbarn erklären?
Eigentlich kann das menschliche Gehirn bis ins hohe Alter neue Verknüpfungen schaffen. 20 Prozent unserer täglichen Energie gehen nur in den Kopf. Aber wenn es um das eigene Gedächtnis geht, fühlen sich viele schnell alt.
Was kann man dagegen tun?
Gedächtnistraining wird für Menschen ab 50 empfohlen – ist aber auch bei Jüngeren sinnvoll. Es hilft sogar schon Kindern angstfrei und mit Phantasie zu lernen. Es wird eingesetzt bei der Lernförderung für Jugendliche, in der Alten- und Krankenpflege, bei Seniorentreffs, in Sozialstationen und in der Ergotherapie.
Auch für Berufstätige gibt es zahlreiche Angebote. In Workshops und Seminaren zum Gedächtnistraining lernen die Teilnehmer meist vor allem, außerhalb gewohnter Bahnen zu denken. Denn bei denmeisten Gedächtnistrainings geht es nicht nur darum, sich schneller besser mehr auswendig zumerken. Sondern auch durch Kreativität, Bewegung und Entspannung mehr aus dem Kopf herauszuholen. „Kreativität ist das A [&] O“, sagt Gedächtnistrainer Jens Seiler. Der Alltag der meisten Erwachsenen, die zu ihm in Gedächtnistraining kommen, sei strikt durchgeplant. Sie merkten,wie sie gedanklich träger würden und anfingen abzubauen. Doch gerade wer sich Neues merken und dazu lernen will, muss es möglichst phantasievoll mit Bekanntem verknüpfen.
Auf diesem einfachen Prinzip basiert auch eine der bekanntesten Mnemo-Techniken, die Loci-Methode, die vor allem aus TV-Shows mit Gedächtniskünstlern bekannt ist. Dabei ordnet man die Dinge, die man sich einprägen möchte, Schritt für Schritt einer sehr vertrauten Abfolge von Orten (lateinisch loci) zu. Das kann etwa eine feste Route von zuhause zur Arbeit sein – oder durch die eigene Wohnung. Wenn man sich also Einkaufsliste merken will, packt man die Tomaten ins Schlafzimmer und den Salatkopf in die Gästetoilette. Weil solche Kombinationen ungewöhnlich und häufig lustig sind, merken wir sie uns gut, sagt Jens Seiler.
Im Berufsalltag gibt es zahlreiche Situationen, in denen man sie anwenden kann: um bei einer Präsentation freier zu sprechen, weil man die wichtigsten Punkte im Kopf hat. Um sich bei einer Vorstellungsrunde tatsächlich Vor- und Nachnamen zu merken. Oder eben um sich an die Inhalte eines Artikels zu erinnern. Jens Seiler empfiehlt eine neue Lesehaltung: weg vom Berieseln lassen, hin zum aktiven erarbeiten.Und die zentralen Infos packt man während des Lesens in die bereits erwähnten „Räume“. Auch wenn man die Informationen jemanden erzählt, bleiben sie länger im Gedächtnis.
Eine andere Methode das Gehirn aus dem Trott herauszuholen: einen Artikel in einer anderen Sprache lesen. Oder sich mal Zeit für einen Roman nehmen und überlegen,wie das,was man liest, eigentlich aussehen könnte. Selbst während man auf den Bus wartet oder in der Schlange an der Supermarktkasse könne man üben seine Umwelt intensiver wahrzunehmen und sie in der Phantasie zu verändern, sagt Seiler. Man könnte etwa „die Zigarettenpackungen tanzen lassen.«
erschienen am 30. März 2014 im Tagesspiegel, Berlin
Ob als Geschäftsführer oder Vertriebschef, ob bei beruflichen Netzwerkveranstaltungen, bei Seminaren, in Sportclubs oder bei Feiern:
Jeder muss sich jeden Tag unzählige Namen merken. Warum ein gutes Gedächtnis sowohl für den beruflichen als auch den persönlichen Erfolg so wichtig ist, verrät der Gedächtniskünstler und Gedächtnistrainer Jens Seiler, alias Jens der Denker.
Mehr Erfolg durch Namen merken
Herr Seiler, Sie halten mehrere anerkannte Weltrekorde in der Gedächtniskunst. Sie betreiben das Namenmerken aber nicht nur als Sport, sondern bieten dazu auch Seminare und Vorträge in Unternehmen an. Warum ist das auch im Beruf so wichtig?
Möchten Sie mit „Hey, Sie“ angeredet werden? Bevorzugen Sie nicht auch Restaurants und Geschäfte, in welchen Sie persönlich angesprochen werden? Der Name ist mit das Persönlichstes eines Menschen. Spreche ich mein Gegenüber von Anfang an mit Namen an, nehme ich ihn ernst, werde selbst als Persönlichkeit wahrgenommen. Eine direkte Ansprache ermöglicht mir, den Augenkontakt zu halten. So ziehe ich die Aufmerksamkeit der angesprochenen Personen auf mich, nicht auf meinen Nebenmann.
Wer muss sich Namen merken können, um beruflich erfolgreich zu sein?
In erster Linie natürlich all diejenigen, die viel mit Menschen zu tun haben. Verkäufer und Vertriebler profitieren durch die gewonnene Aufmerksamkeit genauso wie Teilnehmer an Verhandlungen. Unser Geschäftsalltag ist gespickt mit Konferenzen, Verhandlungen, Gesprächsrunden. Was denken Sie? Welcher Teilnehmer der Gesprächsrunde wirkt am souveränsten und kann das Gespräch in seine Richtung lenken? Es ist der, der nach der Vorstellungsrunde die Namen der Anderen abgespeichert hat. Ein Argument, das personifiziert an eine Person herangetragen wird, ist stärker als dasselbe Argument, welches in den Raum geworfen wird oder an »Sie« adressiert ist. Sind Sie der Einzige in der Runde, der von Anfang alle Namen beherrscht, stärkt das Ihre Position. Und auch als Vorgesetzter sollte ich immer wissen, wie der Mitarbeiter mir gegenüber heißt. Dies hat eine unglaublich positive Wirkung auf das Betriebsklima und die Motivation der Arbeitnehmer. Denn es zeigt, dass Sie als Chef echtes Interesse an der Person haben.
Was ist der größte Fehler beim ersten Kontakt?
Wenn Sie den richtigen Augenblick verpassen. Ein Beispiel: Auch im Mittelstand werden viele Geschäfte erst nach Feierabend gemacht. Uns wird jemand vorgestellt. Wir geben freundlich die Hand, speichern aber den Namen nicht ab. So werden wir von Minute zu Minute gestresster und hoffen, den Gesprächsteilnehmer oder Tischnachbarn nicht mit Namen ansprechen müssen. Haben Sie nämlich den richtigen Augenblick verpasst, hilft nur noch Glück, einer peinlichen Situation zu entkommen. Wer gibt schon gerne zu, ausgerechnet beim Persönlichsten, dem gegenseitigen Vorstellen nicht bei der Sache gewesen zu sein?
Verwenden Sie eine bestimmte Technik, um das Gedächtnis für Namen zu trainieren?
Am wichtigsten ist es, sich bei der Vorstellung Zeit zu nehmen. Oft wird nur abgenickt, der Name gar nicht verstanden. Ein Merken wird somit unmöglich. Dann verbildliche ich den Namen. Dies geschieht über gedankliche Fantasien und Emotionen. Die Fähigkeit, diese Attribute gezielt einzusetzen, ist vielen Menschen leider verlorengegangen.
Sie sind Mitglied in der Akademie für neurowissenschaftliches Bildungsmanagement und beschäftigen sich dort mit den neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung. Ist ein gutes Gedächtnis abhängig vom Intelligenzquotienten? Und kann jeder sein Gehirn erfolgreich trainieren?
Die Studienergebnisse der Intelligenzforschung dazu, wie viel Intelligenz angeboren ist, schwanken. Fest steht aber, dass jeder genügend Raum zur eigenen Entwicklung hat. Ein gutes Gedächtnis funktioniert hauptsächlich durch den Abgleich mit vorhandenem Wissen oder mit dem bewussten Einsetzen von Emotionen. Gerade beim Hervorrufen oder Erfinden emotionaler Emotionen spielt der IQ keine Rolle.
Und wie lange dauert es, bis das Gedächtnis spürbar besser funktioniert?
Meine Gedächtnisseminare zeigen es immer wieder: Schon nach der Erklärung der Basis sind alle (!) Teilnehmer überrascht, was sie sich jetzt schon merken können. Da die Seminare zwar Inhalts-schwer sind, die Inhalte aber mit Fantasie und Emotionen bedient werden, ist sowohl der Unterhaltungswert, der Praxistransfer und nicht zuletzt die Nachhaltigkeit garantiert.
Gedächtniskünstler Jens Seiler
„Die Fantasie ist der Klebstoff“
Er kann sich binnen einer Minute eine 72-stellige Zahl merken und kennt die 30-bändige Brockhaus-Enzyklopädie auswendig. Am Samstag brachte Gedächtniskünstler Jens Seiler 16 hochbegabten Kindern seine Gedächtnistechnik nahe.
Bockenheim. 51, 78, 74, 99, 24, 27, 14, 15, 89, 67, 98, 13, 28, 55, 34 – diese Zahlenreihe haben sich 16 Kinder und Jugendliche für Jens Seiler (47) ausgedacht. Einmal gehört, soll er sie aus dem Kopf in der richtigen Reihenfolge wieder aufsagen. Keine große Anstrengung für den Gedächtniskünstler, den die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGHK) Hessen für Samstag ins Science Center Experiminta eingeladen hatte.
International bekannt ist der 47-Jährige als „Jens, der Denker“: Er kann sich binnen einer Minute eine 72-stellige Zahl merken und die 30-bändige Brockhaus-Enzyklopädie größtenteils auswendig aufsagen. So überrascht es nicht, dass er die Zahlen problemlos aufzählt – bis zur vorletzten Zahl, der 55.
Hier kann sich ausgerechnet der Gedächtsniskünstler plötzlich nicht mehr erinnern. Beim Abspeichern der Informationen hatte er mit den Kindern herumgewitzelt – und sich damit selbst sabotiert und seine Konzentration unterbrochen.
Nicht besonders talentiert
Für das hochbegabte Publikum bedeutet dieser Fehler mehr als die bloße Erkenntnis, dass Seiler kein Übermensch ist. Der Fehler macht auch deutlich, dass auch er abhängig ist von seiner Mnemotechnik (Gedächtnistraining). „Ich habe auch heute noch nicht das Gefühl, besonders talentiert zu sein. Ohne die Technik bin ich ein Dödel wie jeder andere auch“, sagt Seiler. „Ich muss mir alles immer wieder erarbeiten. Das Gehirn ist aufs Vergessen programmiert.“
Das Geheimnis, sich große Datenberge anzueignen und wieder abrufen zu können, besteht für ihn in einer einfachen Formel: „Man muss Bekanntes und Unbekanntes mit Fantasie verknüpfen. Die Fantasie ist der Klebstoff, der beides zusammenhält.“ Der Trick bestehe letztlich darin zu visualisieren, was man sich merken möchte. So werde es leichter, sich daran zu erinnern.
In einem Fernsehquiz wurde er einmal nach dem Literaturnobelpreisträger von 1958 gefragt. In seinem Kopf tauchte sofort das Bild eines Schneemanns auf. „Wie aus der Pistole geschossen“ habe er daraufhin den Schriftsteller Boris Pasternak genannt. Was der Schneemann mit Pasternak zu tun hat? Seiler verrät es den Kindern und Jugendlichen: Zunächst habe er sich die Jahreszahl vorgeknöpft und sie in sein Zahlensystem umgewandelt. Darin steht das S für die 5 – wegen der Form. Das H steht für die 8 – wegen seiner Stelle im Alphabet, Seiler fügte als „Klebstoff“ noch ein C hinzu, schon hatte er die Anfangsbuchstaben seines „SCHneemanns“. Und jeder, der schon mal einen Schneemann gebaut hat, weiß, dass es nicht einfach ist, den Kopf so zu befestigen, dass er hält. Dafür braucht es – so Seilers Eselsbrücke – „Paste im Nacken“. Das Bekannte (1958) hatte der Gedächtniskünstler mit dem Unbekannten (Pasternak) „verklebt“.
100 000 Bilder im Kopf
Wenn er sich neue Dinge merken wolle, erzählt Seiler, geht er gedanklich seine Wohnung ab, immer dieselbe Route. Die Informationen verstaut er samt der dazugehörigen Assoziationen in den Zimmern. Beim nächsten Rundgang müsse er die Erinnerungen dann nur noch aus den Zimmern holen. „Jede Zahl entspricht einem Bild. So habe ich 100 000 Bilder statt Zahlen im Kopf“, sagt der Denker: „Die Vorgehensweise hat immer Systematik.“ Diese Systematik brachte den Gedächtniskünstler und Fachbuchautor schon zu Weltrekorden im Erinnern, in diverse TV-Shows und ins Auswärtige Amt. Seine Workshops hält er überall auf der Welt. Dass er nun den Weg ins Experiminta fand, hat er den Kindern zu verdanken, die zu den Workshops der DGHK kommen. Sie wollten etwas übers Gedächtnis lernen, nachdem zuletzt der Rechenweltmeister Dr. Gerd Mittring einen Workshop gab (wir berichteten). Die DGHK versuche, hochbegabten Kindern Fähigkeiten zu vermitteln, die ihnen den Umgang mit ihrer hohen Intelligenz erleichtern und praktischen Nutzen bringen, erklärt die Vorsitzende Martina Müller-Hinz. „Viele Kinder können sich von Haus aus viel merken und kommen damit sehr weit. Wenn ihnen aber immer alles zufällt, kriegen sie oft später Probleme.“ Seiler bemerkt dazu, dass die Mnemotechnik vor allem einen großen Nutzen hat: „Steht man unter Druck, erhält man Sicherheit durchs System.“
FAZ vom 30.03.2015 - THORBEN PEHLEMANN
Besser lernen, schneller denken, mehr behalten
Jens Seiler – Künstlername Jens der Denker – ist seit über 20 Jahren Gedächtniskünstler und Gedächtnistrainer. Auch sozial engagiert sich Jens Seiler für Bildungsprojekte.
Ob Schüler, Studierende oder in der Erwachsenenbildung: Jens der Denker sieht ein großes Manko im Angebot von Gedächtnistrainings.
Seiner Meinung nach hätte er es mit den gängigen Angeboten auf dem Markt niemals geschafft, die komplette 30-bändige Brockhaus-Enzyklopädie auswendig zu lernen. Ähnlich sehen das seine Seminarteilnehmer. Wer ein Gedächtnistraining nicht nur belegt, um sein Gedächtnis bis ins hohe Alter in Form zu halten, stößt schnell an die Grenzen des Praktikablen.
Im Interview verrät der Gedächtniskünstler und Gedächtnistrainer, warum ein Gedächtnistraining zu Unrecht auf so viel Skepsis und so wenig Akzeptanz stößt.
Ist Gedächtnistraining noch zeitgemäß?
Ja und nein. Wenn ich mir die Buch- und Seminar-Angebote auf dem Markt so anschaue, sehe ich, dass dem Merken von Telefonnummern und Einkaufslisten ein hoher Stellenwert eingeräumt wird. Das ist gewiss nicht zeitgemäß. So etwas finden Sie in meinem Gedächtnistraining höchstens am Rande.
Wie hebt sich Ihr Gedächtnistraining von dem der Mitbewerber ab?
Ich biete den Umgang mit großen Datenmengen und komplexen Strukturen. Einem Jura-Studenten beispielsweise hilft es nicht, wenn er einen Gesetzestext auswendig kann, nicht aber beigebracht bekommt, wie er Kommentare, vergleichende Urteile usw. in diesem Zusammenhang unterbringt. Dem Medizinstudenten ist nicht geholfen, wenn er mit den Gedächtnistechniken lediglich die Muskelnamen lernen kann. Er sollte den ganzen Körper, Krankheitssymptome, Behandlungsmethoden usw. kennen. Diese Liste ließe sich beliebig weiterführen. Doch kaum ein Gedächtnistrainer geht in seinem Angebot auf diese Problematik ein.
Haben Sie ein konkretes Beispiel für uns?
Ein professioneller Cocktailmixer erzählte mir im Seminar, dass er knapp 200 Cocktailrezepte auswendig könne. Bestellt ein Gast einen Gin-basierten Cocktail oder etwas Fruchtiges, fielen dem Seminarteilnehmer immer nur die ein, zwei gleichen Vorschläge ein. Er wollte aber glänzen und diese Anfragen mit zehn verschiedenen Vorschlägen entgegnen. Das Problem war schnell gelöst.
Wie?
Die meisten Gedächtnistrainings sind linear aufgebaut. Die Trainer arbeiten mit Routen oder Geschichten. Kaum ein Training zeigt die vielfältigen Möglichkeiten auf, anstatt linearer Routen komplexe Schablonen zu erstellen. Bildlich gesprochen: Eine Route ist eine Straße, meine Schablonen stellen dagegen zusammenhängende Stadtpläne dar.
Gehen Sie nicht mit der Zeit?
Wenn zeitgemäß bedeutet, sich in der digitalen Welt zu verlieren, anstatt seinem Gehirn und seinem Sozialverhalten etwas Gutes zu tun, bin ich gerne rückständig. Zeitgemäß bedeutet für viele, stets up to date und erreichbar zu sein. Ich kann und will mit einem Gesprächspartner, der während unseres Treffens mehr mit seinem iPhone beschäftigt ist als mit unserem Gespräch nichts anfangen. Mehr noch. Sitze ich in einer Konferenz, habe ich alle wichtigen Daten und Fakten im Kopf. So halte ich Augenkontakt, kann schneller Pro und Kontra abwägen, reagiere entsprechend schneller auf den Handlungsablauf. Nicht zuletzt bin ich konzentrierter bei der Sache. Das kurze Nachschlagen bei Google würde mich nur raus bringen.
Heißt das, stundenlanges Memorieren von Telefonnummern ist für Sie zeitgemäß?
Das habe ich nicht gesagt. Um mal eine Information nachzuschlagen, benötige ich kein Gedächtnistraining. Auch ich nutze Google und Co. Ich rede vom Erkennen von Zusammenhängen, vom Aufbau eines Wissensnetzes. Schlage ich eine Information nach, überlege ich, ob diese einen Knotenpunkt in meinem Wissensnetz darstellen könnte, um dieses Netz noch engmaschiger zu machen. Lautet die Antwort ja, wende ich unmittelbar meine Technik an, um diese Information zu memorieren. War es offensichtlich ein einmaliges Nachschlagen, vergesse auch ich diese Information sofort wieder.
Ein Gedächtnisseminar scheint mehr zu bieten als „nur“ ein gutes Gedächtnis
Allemal. In dem von mir entwickelten Gedächtnistraining lernen die Teilnehmer viel darüber, wie ihr Gehirn überhaupt lernt. Unterstützend biete ich Module, wie „Lernen in Bewegung“ und dergleichen. Die Konzentration der Teilnehmer erhöht sich. Der Teilnehmer kann nach dem Gedächtnistraining nicht nur große Datenmengen sowie komplexe Strukturen in seinem beruflichen Aufgabenbereich bewältigen. Ich sorge für einen Praxistransfer auch der kleinen Dinge, wie z. B. Antworten auf Fragen, wie „Habe ich das Licht ausgemacht?“ und Ähnliches. Nicht zuletzt sollten wir bedenken, dass jede Generation im Schnitt zehn Jahre älter wird als die vorherige. Gleichzeitig lässt aufgrund der alltäglichen digitalen Unterstützung unser Gedächtnis gravierend nach. Wollen Sie mit 80 Klimmzüge machen können, aber nicht mehr wissen, was Sie zum Frühstück gegessen hatten?
Mehr über den Gedächtniskünstler und Gedächtnistrainer Jens der Denker finden Sie auf seiner Homepage.
Dieses Interview erschien im Fachmagazin des Verbandes Ost-West-Chemie
Juli/August 2013
Gedächtnistraining – Jens Seiler verblüfft mit seinen Fähigkeiten und gibt praktische Tipps für den Alltag
Als Jens der Denker tritt der ehemalige Groß-Gerauer und Gedächtnistrainer Jens Seiler (45) mittlerweile weltweit auf.
Als die Zahl 452,12 auf dem Taschenrechner aufblinkt, geht ein Raunen durch den Saal. „Korrekt“, sagt Stefan Gerhardt und hält das Gerät in die Runde. Der Kommunikationsleiter der Volksbank Groß-Gerau ist sichtlich beeindruckt, ebenso seine zehn Kollegen im Saal. Gerade hat „Jens, der Denker“ in Windeseile eine komplexe Rechenaufgabe im Kopf gelöst. Der Taschenrechner zeigt, dass er sogar zwei Stellen hinterm Komma richtig lag.
Dass Jens Seiler, wie der Gedächtnistrainer und ehemalige Groß-Gerauer mit bürgerlichem Namen heißt, zu solch einer Denkleistung in der Lage ist, damit haben die Teilnehmer seines Schnupperkurses zwar insgeheim gerechnet. Immerhin füllt Seiler mit seiner Show „Die Magie des Denkens“ seit Jahren große Hallen auf der ganzen Welt und hat mit seinen Fähigkeiten auch schon in Fernsehshows verblüfft.
Dennoch löste bei der Veranstaltung in der Volksbank jede Kostprobe seiner Fähigkeiten Erstaunen und ungläubiges Kopfschütteln aus. Und eine Frage stand stets im Mittelpunkt: „Wie machen Sie das bloß? Die Antwort des stattlichen Mannes in Sakko und Rollkragenpullover schien da nur ein schwacher Trost. „Das kann man trainieren. Das Gehirn kann viel mehr, als man ihm zumutet.“
Während des Schnupperkurses, den Kommunikationsleiter Stefan Gerhardt als Höhepunkt für seine Kollegen organisiert hatte, bekamen die Teilnehmer eindrucksvolle Beispiele, wozu das trainierte Gehirn in der Lage ist. Denn Jens Seiler braucht weder Einkaufszettel, Telefonbuch noch Lexikon. Die 30-bändige Brockhaus-Enzyklopädie kann der 45 Jahre alte Gedächtnistrainer ebenso auswendig wie 13 Telefonbücher. Und für komplexe Rechenaufgaben benutzt er weder Taschenrechner noch Notizzettel, sondern sein wichtigstes Arbeitsgerät – sein Gehirn.
Für sein Gedächtnistraining hat Seiler, der seit zwei Jahren mit seiner Ehefrau und vier Kindern in Berlin lebt, viele Jahre investiert. 16 Jahre seines Lebens hat Seiler aufgrund einer Fußbehinderung im Krankenhaus verbracht. „Damals gab es keine Handys und keine Computer. Ich habe in dieser Zeit viel gelesen und gelernt“, beschrieb es Jens Seiler im Gespräch mit dem ECHO.
Später sei der Wunsch entstanden, auf der Bühne zu stehen. Seit 1996 ist Seiler mit seiner Show unterwegs und bietet Kurse und Seminare an. „Banker sind eine besondere Klientel“, sagte er. Da sein Gedächtnistraining oft auf Fantasiereisen basiert und Bankangestellte eher analytisch denken, sei es stets eine besondere Herausforderung, für Banken zu arbeiten, sagte Seiler. In Groß-Gerau gab er einen Überblick über Strategien wie Schnelllesen, Kopfrechnen, Verknüpfen, Reproduzieren. Am Ende jeder Übung schaute Seiler in meist verblüffte Gesichter.
Ein kleiner Trost für die Teilnehmer: „Mit einer Stunde Training pro Tag kann man viel erreichen.“ Seilers Tipp: Um sich Dinge zu merken, zum Beispiel eine Einkaufsliste, Zahlenkombinationen oder auch einen Vortrag, sollen die Stichworte zu einer Geschichte verknüpft werden. Wer diesen Film im Kopf abspiele, könne sich viel einfacher wieder daran erinnern.
Und noch etwas verriet der Wahl-Berliner: „Ich hatte vor der Veranstaltung Kribbeln im Bauch.“ Denn am Vorabend des Schnupperkurses trat Seiler vor rund 300 Gästen in der Volksbank auf. Darunter waren viele ehemalige Bekannte, die Seiler aus seiner Zeit in Groß-Gerau noch kennt. Seit 15 Jahren war er nicht mehr in seiner Heimatstadt. „Dass man nicht vergessen ist und Leute auf einen zukommen, ist natürlich sehr schön“, verriet der Gedächtnistrainer.
Trotz gedanklicher Höchstleistungen hatte der Gedächtnistrainer viele nützliche Alltagstipps im Gepäck. „Handynummern nicht gleich speichern, sondern merken. Nicht immer alles aufschreiben, sondern öfter mal den Kopf benutzen“, beschrieb er das Rezept.
21. Januar 2012